Gedanken zur Planung einer Blauzahn- Fernsteuerung (Sender und Auswerter) mit (Aus)Blick auf den späteren Betrieb.


Ein Beitrag in Zusammenarbeit von Michael Scheidt (Dampfmichel) und Martin Kintrup.


Dieser Beitrag soll Dir helfen, deine ganz individuelle Blauzahn so zu konfigurieren, dass Du den für dich größtmöglichen Nutzen aus der Blauzahn-Technik ziehen kannst und Fehlentscheidungen möglichst vermeidest. 

Wir hoffen, dass Du genau verstehst, was wir meinen und, dass Du dir beim Lesen des Textes nicht die Haare raufst.  – Wenn doch, mach doch was Du willst, wird ja deine Fernsteuerung!

Vorbemerkung: Wir werden immer wieder von ‘Gebern’ sprechen. Geber sind im Prinzip all die ‘Knöpfchen’ der Fernbedienung, bei denen etwas mit dem Modell passiert, wenn man dran rumfummelt.

Geber sind also Kreuzknüppel (Joysticks), Schieberegler, Navisticks, Potis (vom Prinzip sind das alles Potis, bzw. proportionale Geber). Dazu kommt noch die Fraktion ein/aus:  Taster und Schalter.

Das Kingpad ist ein Sonderfall: Obwohl es nur aus Tastern besteht, ist es dennoch ein Proportional-Geber und will auch so behandelt werden!

Im Prinzip kannst Du, bis auf wenige Ausnahmen, machen was Du willst, das ist ja gerade eine der guten Seiten der Blauzahn.
Da wo Licht ist, ist gewöhnlich auch Schatten. Und über diesen Schatten sollte man möglichst genau Bescheid wissen. Willst Du in der Zukunft auch Modelle von Kollegen steuern, ist es sehr hilfreich, wenn Du dich weitestgehend an gewisse Konventionen hältst. 


Bitte nimm unsere nachfolgenden Hinweise nicht als eisernes Gesetz, sondern nur als eine gut gemeinte Empfehlung! Und dann – mach was Du willst, wir wissen alle drei, dass Du das ohnehin tust! 😉

  • Die Kanäle K1 bis K4 sind für zwei Kreuzknüppel vorgesehen. Damit ist zu beachten das die Belegung bei der Blauzahn etwas aus der Art geschlagen, bzw. Blauzahn-spezifisch ist:
    • K1 ist der rechte Kreuzknüppel horizontal.
    • K2 ist der rechte Kreuzknüppel vertikal.
    • K3 ist der linke Kreuzknüppel vertikal.
    • K4 ist der linke Kreuzknüppel horizontal.
      Du merkst an der Aufstellung, dass logisch betrachtet K3 und K4 vertauscht sind.
  • K5 ist bei 3D-Kreuzknüppeln die Drehfunktion des linken Kreuzknüppels.
  • K6 ist bei 3D-Kreuzknüppeln die Drehfunktion des rechten Kreuzknüppels.
  • K7 ist, falls vorhanden, der linke NaviStick/Schieberegler/Geber für Kettenlaufwerke.
  • K8 ist, falls vorhanden, der rechte NaviStick/Schieberegler/Geber für Kettenlaufwerke.
  • K9 und K10 würde bei einem zusätzlichen dritten Kreuzknüppel zum Einsatz kommen.
  • K9 bis K11 sind alternativ auch verfügbar für Potis (siehe Anmerkungen).
  • K12 ist das Kingpad, was wir Dir beide wärmstens ans Herz legen möchten. Es muss unbedingt an Anschluss K12 des Senders. Nur hier funktioniert es.

Soweit die Quasi-Standards. Natürlich kannst Du immer hiervon abweichen, um deinen persönlichen Sender zu bauen. Mit der Abweichung wird es nur bei fremden Modellen zu Problemen kommen. Diese Standards werden auch einigermaßen schlüssig in der ‘grafischen’   Anzeige unter Knüppel Kalibrieren und Virtuelle Elemente dargestellt.

Da wo es, gleich aus welchem Grund, zwingend erforderlich ist, kann man natürlich von den Konventionen abweichen. Warum auch nicht? Ist schließlich der eigene Sender und es sind die eigenen Probleme, die dabei entstehen.

Michaels Sender:
Michael zum Beispiel wollte für seinen und den Sender seines Sohnes, eine davon abweichende Umsetzung und seine persönliche Idee umsetzen. Mit der Blauzahn ist das kein Problem! Seine Belegung sieht so aus:

  • K1 ist der rechte 3D-Kreuzknüppel horizontal.
  • K2 ist der rechte 3D- Kreuzknüppel vertikal.
  • K3 ist der linke 3D- Kreuzknüppel vertikal.
  • K4 ist der linke 3D- Kreuzknüppel horizontal.
  • K5 ist die Drehfunktion des linken 3D- Kreuzknüppels.
  • K6 ist die Drehfunktion des rechten 3D- Kreuzknüppels.
  • K7 ist der linke Daumen-Stick vertikal. 
  • K8 ist der rechte Daumen-Stick vertikal.
  • K9 ist der linke Daumen-Stick horizontal.
  • K10 ist der rechte Daumen-Stick horizontal.
  • K11 ist ein Poti.
  • K12 ist das Kingpad.

    Du siehst, Michael hat insgesamt 4 Sticks (zweimal 3D und zweimal Daumensticks) in seinem Sender. Damit hat er den Vorteil, dass er mit den 3D-Kreuzknüppeln nicht den LKW fahren muss. Das kann er bequem mit den Daumensticks. 

    Das Ungewöhnliche aber Intelligente an Michaels Lösung ist die Zuordnung der beiden Daumensticks, sie waren ursprünglich beim linken Stick auf K7/K8 und rechts bei K9/K10.
    Dies hatte den Nachteil das Michael, die Navisticks beide auf dem linken Daumen-Stick liegen hatte, damit müsste er die Ketten eines fremden Baggers diagonal mit dem Stick fahren. Durch die Aufspaltung der Sticks über Kreuz konnte er das Problem lösen.

    Mit dieser Änderung ist Michael trotz des etwas ungewöhnlichen Layouts sehr gut aufgestellt. Eine echte Alternative und ein guter Vorschlag auch für Neu-Blauzahner.

    Aus Martins Sicht stört allenfalls das Poti auf K11 das Gesamtbild.

Martins Sender:
Martin dagegen mag die mangelnde Feinfühligkeit der 3D-Sticks nicht. Die Konfiguration der Sender von ihm und seinem Sohn sieht so aus:

  • K1 ist der rechte 2D-Kreuzknüppel horizontal.
  • K2 ist der rechte 2D-Kreuzknüppel vertikal.
  • K3 ist der linke 2D-Kreuzknüppel vertikal.
  • K4 ist der linke 2D-Kreuzknüppel horizontal.
  • K5 ist ein quer liegender Stick oberhalb von K3/K4,
    der bildet die Drehfunktion des linken Kreuzknüppels ab. Gebaut ist er aus dem inneren Geber eines M9 Gimbals.
  • K6 ist ein quer liegender Stick oberhalb von K3/K4,
    der bildet die Drehfunktion des rechten Kreuzknüppels ab. Gebaut ist er aus dem inneren Geber eines M9 Gimbals.
  • K7 ist der linke ‘NaviStick’ für Kettenlaufwerke, ebenfalls aus einem M9 Gimbal gebaut.
  • K8 ist der rechte ‘NaviStick’ für Kettenlaufwerke, ebenfalls aus einem M9 Gimbal gebaut.
  • K9 ist unbenutzt, war früher aber ein Poti (siehe Anmerkungen unten).
  • K10 ist unbenutzt, war früher aber ein Poti (siehe Anmerkungen unten).
  • K11 ist unbenutzt, war früher aber ein Poti (siehe Anmerkungen unten).
  • K12 ist das Kingpad.

    Martin und sein Sohn bedienen beispielsweise die Zusatzkanäle eines Baggers, die bei Michael auf den Drehfunktionen der 3D-Sticks liegen, mit den quer über den 2D-Sticks liegenden Sticks.
    Zu Martins Umbau der M9 Gimbals wird noch ein Artikel erscheinen.

Im Folgenden findest du noch einige Hinweise zu Gebern und warum wir Schalter und Potis ohne Rückstellung derart ablehnen.

Informationen zu den unterschiedlichen Gebern (bitte lesen).

Kreuzknüppel:
Als Kreuzknüppel kannst Du verwenden, was Du willst, je nach Geschmack und Geldbeutel. Wenn Du Kreuzknüppel mit Hallsensoren verwenden willst, musst Du zwingend darauf achten, dass diese mit 3,3 Volt arbeiten, z. B. Frysky Gimbal M-9 (z. Z. ca. 25 Euro das Stück, die sind nahe an Perfekt, für das kleine Geld umso mehr). Ansonsten – kaputt!

Info I: Man kann auch Hallsensoren mit 5 Volt verwenden, muss dann aber eine eigene Spannungsversorgung nebst einem entsprechenden Spannungsteiler vorschalten, ist also nur was für Leute, die wissen, was sie tun! Wie gesagt: Ansonsten – kaputt!

Info II: Hallsensoren reagieren kontaktlos über ein sich änderndes Magnetfeld. Oder einfacher ausgedrückt: An der Mechanik des Knüppels ist ein Magnet befestigt, dieser Magnet nähert sich einem Sensor, dabei verändert sich die Ausgangsspannung – aus dieser ‘liest’ die Sendersoftware die Stellung des Knüppels. Im Prinzip wie ein Poti, aber verschleißfrei und kontaktlos. 

Info III: Auch wenn es hipp ist, Hallsensoren zu verwenden, es muss nicht sein, im Betrieb merkt man eher keinen Unterschied und sie verbrauchen mehr Strom als herkömmliche Potis.
Info IV: Potis sollten im Bereich von 4,7 -10 kOhm liegen und es sollte sich um lineare Potis handeln, keine Logarithmischen! Anders ausgedrückt: Wenn du einen Geber kaufst, und es steht etwas wie ‘lin’ in der Bezeichnung ist alles gut, bei ‘log’ solltest du nicht zugreifen.

Potis und andere Regler ohne automatische Nullstellung:
Brauchst Du seit Version 4.xx nicht mehr wirklich. Du kannst im Auswerter Digitale Potis bauen und diese mit Tastern steuern.
Die Steuerung mittels Taster hat den Charme, dass man nicht vergessen kann, den Geber wieder in seine Nullstellung zu bringen.
Michael hat beispielsweise nur ein einziges Poti verbaut, um damit die Grundlast (Leerlaufdrehzahl) der Hydraulikpumpe zu regeln, damit diese nicht immerzu aus dem Stand anlaufen muss, aber auch das würde mit einem Taster funktionieren.
Martin verwendet in seinen Sendern mittlerweile (ja auch Martin hat eine Lernkurve durchleben müssen), kein einziges Poti mehr.
Mehr Informationen zu den Problemen, die bei der Verwendung von Potis entstehen könnten, findest Du bei etwas weiter unten bei den Schaltern. Sie leiden unter den gleichen Krankheiten wie Potis ohne automatische Rückstellung.

Taster oder Schalter?
Kurz und knapp: Vergiss Schalter, die braucht kein Mensch, der Blauzahn-Pilot erst recht nicht!
Schalter sehen, weil sie nicht in reih und Glied stehen, nicht nur weniger schön aus, als Taster mit Mittelstellung (Monk-Sprech), sie bringen auch erhebliche Probleme mit sich. 

Warum? Weil es bei der Verwendung von Schaltern beim Wechseln der Ebene oder, meist noch schlimmer, bei Modellwechseln, zu unerwünschten Nebeneffekten kommen kann. Ein Schalter, der nicht in der Mitte steht, würde bei einem Modellwechsel die Funktion auslösen, die bei dem gewechselten Modell für den Schalter vorgesehen ist.
Dieses Problem kennen Taster nicht, sie würden im neu verbundenen Modell erst bei erneuter Betätigung etwas auslösen. Schließlich stehen sie beim Modellwechsel in der Mittelstellung.

Du hast Angst, dass alle Lampen die Du einschaltest sofort wieder ausgehen? Keine Sorge: ein Taster kann problemlos über den Modus Schaltf./memo so konfiguriert werden, dass er wie ein gewöhnlicher Schalter funktioniert. Erst wenn man ihn ein zweites Mal betätigt, wird die Funktion wieder ausgeschaltet. Dabei kannst Du sogar festlegen, ob die Funktion beim Einschalten des Modells an oder aus sein soll …Magie!
Du siehst, es gibt keine Notwendigkeit für Schalter, verwende also NUR Taster!
Darüber hinaus gibt es weitere Modi mit Zusatznutzen. Als Beispiel möchten wir hier den Modus Schaltf. Memo/Tast nennen, der ist auf der einen Seite rastend und zur anderen Seite tastend (aka Fernlichtschalter). Das wäre mit einem Schalter im Sender nicht möglich.

Unterschied zwischen Schaltern und Tastern:
Taster haben immer die gleiche Ruheposition, in die sie automatisch zurückkehren, wenn Du den Taster loslässt. Wenn das nicht so ist, hast Du einen Schalter in der Hand, oder der Taster ist defekt.

Was musst Du bei den Tastern noch beachten?
Die Blauzahn Plus hat Anschlussmöglichkeiten für insgesamt 16 Taster, a bis p genannt, jeweils mit Mittelstellung / Typ (ein)-aus-(ein).
Theoretisch kannst du damit 32 Funktionen schalten, pro Ebene!
Wir empfehlen Dir, möglichst alle 16 Taster zu verbauen (geringe Mehrkosten, hohe Kompatibilität).

Für die Anschlüsse SW1 bis SW4 darfst Du jeweils zwei Einzeltaster verwenden. Bei diesen vier Anschlüssen ist es kein Problem, wenn beide Taster gleichzeitig gedrückt werden.
SW1 für a 
SW2 für b 
SW3 für c 
SW4 für d

Achtung: Für alle anderen Taster musst Du zwingend Doppeltaster mit Mittelstellung verwenden!
Da diese Taster als Vierer-Blöcke über jeweils zwei Stecker angeschlossen werden, solltest Du diese Taster immer möglichst auch in Viererblocks verbauen. 
SW5 für e und zusammen mit Ext5 für f, g, und h
SW6 für i und zusammen mit Ext6 für j, k und l 
SW7 für m und zusammen mit Ext7 für n, o und p

Bei SW6+Ext6 solltest Du beachten, dass bedauerlicherweise intern in Ext 6 die Anschlüsse j und l vertauscht sind. Du drehst einfach den Stecker an Ext6 um 180 Grad. Anderenfalls sind die Taster j und l eben vertauscht.

Wenn Du jetzt noch darauf achtest, dass die drei o. g. Tastergruppen (efgh, ijkl und mnop entsprechend von links nach rechts auf der Funke angeordnet sind, wirst Du die Taster auch in der richtigen Reihenfolge im Display angezeigt bekommen.

Für diese Blöcke gibt des demnächst fertige Platinen mit jeweils 4 Tastern drauf. Die lassen sich dann ohne den Verkabelungsaufwand verbauen.

Und für die Ästheten unter uns: Eine Parade von „in reih und Glied“ stehenden Tastern sieht doch auch noch viel besser aus, als sich wild „herumlümmelnde“ Schalter, oder?

Noch ein Hinweis für die Kalibrierung der Geber:
Beim Anlernen der Geber betätigst du im Zweifel den Geber immer erst in die Richtung, die Du als die positive betrachtest, in unseren Breitengraden ist dies in aller Regel nach rechts bzw. nach oben und dann die negative Richtung, nach links bzw. nach unten. 

Die Anzeige in der Blauzahn zeigt mit kleinen Pfeilen neben dem Wert die Richtung genauso an. Pfeil nach oben oder nach rechts (0 bis +100%) und Pfeil nach unten oder nach links (0 bis -100%).
Bitte nicht irritieren lassen: In der Anzeige sieht man die höchstmögliche Auflösung der Analog/Digitalwandler, nicht die Prozente! Anders ausgedrückt: Ein Geberwert von 127 entspricht 100% im Auswerter.