Modus Ventilservo
Überblick:
Der Modus Ventilservo verhält sich im Grunde wie der Modus Proportional, aber mit zwei besonderen Eigenschaften: Zunächst klingen die beiden Einstellmöglichkeiten sehr ähnlich, Totbereich bzw. Spiel/Totweg. Der Teufel liegt jedoch im Detail und man muss sehr genau hinschauen:
- Der Totbereich betrifft die Eingangs- oder Geberseite, d. h. Probleme auf der Seite des Gebers, z. B. des Kreuzknüppels. Der Totbereich wirkt nicht wie beim Modus Proportional nur auf die Funktionen Abschaltzeit und Änderung zeigen, sondern er legt einen Bereich um die Mittelstellung des Gebers tot. Der Totbereich dient also z. B. dazu, das mechanische Spiel eines Knüppels weitestgehend zu Eliminieren. Dieser tote Bereich lässt sich über den Wert in dieser Funktion prozentual einstellen.
- Die Funktion Spiel/Totweg (bitte nicht mit Spiel mir das Lied vom Tod verwechseln!) wirkt sich jedoch nur auf der anderen Seite, der Empfängerseite, also der Servoseite aus. Diese Funktion eleminiert nicht einen Bereich des Gebers, sondern quasi einen Bereich um den Neutralpunkt des Servos. Der hier eingestellte Wert wird dabei auf beide Seiten der Neutrallage angewandt. Hintergrund ist, dass ein Ventilservo immer erst einen bestimmten Weg zurücklegen muss, bevor das betätigte Ventil anfängt, Öl fließen zu lassen. Diesen Bereich, den Totweg, kann man damit quasi überspringen. Das Servo überspringt den Totweg in minimaler Zeit und fängt erst an der vordefinierten Stelle an, die Befehle des Gebers, in der Regel in der Stärke des Knüppelausschlags zu befolgen.
Diese Zusatzfunktion hat viele Vorteile, die mich fast dazu bringen in jedem Fall diese Funktion als Ersatz für den „normalen“ Proportional-Modus vorzuziehen.
Das liegt alleine daran, dass es bei normalen Gebern immer ein Zittern gibt, welches zu einer unruhigen Nulllage des Servos führt. Auch Kreuzknüppel neigen dazu, dass sie ohne einen Totbereich auch das Servo triggern, welches man gar nicht ansteuern möchte. Ein Extremfall, leider dennoch weit verbreitet sind Geber die eine ungenaue Null-Position haben, wie die meisten 3D-Knüppel. Hier ist Abhilfe gefragt. Man kann also den Totbereich dazu nutzen um Mängel auf der Geberseite, zum Beispiel zu viel Spiel oder die „persönlichen Mängel“, zum Beispiel Zittern der Hände (zu viel Alkohol 😮 oder zu wenig 😉 ) zu minimieren, 2% bis 3% wirken Wunder.
Der Modus Ventilservo wurde eigentlich geschaffen, um den mechanischen Totbereich eines Hydraulikventils zu eliminieren. Dies ist zum Beispiel in einem Bagger nötig – hier möchte der geneigte Baggerfahrer schließlich, dass der Bagger sofort anspricht und der Geber nicht erst die (mechanische) tote Zone des Hydraulikventiles überwinden muss.
Jetzt wird sich der eine oder andere fragen, wie das um Himmels willen bei einem ungenauen Knüppel helfen soll. Schließlich will man ja nicht, dass ein Modell bei den ersten 20% Knüppelweg nichts macht und danach direkt losrast.
Hier kommt die zweite Besonderheit, der Totbereich in diesem Modus wirkt nicht nur auf die Abschaltzeit und Änderung zeigen, sondern auch auf die Bewegung des Gebers.
Hinweise:
Der Spiel/Totweg eliminiert nicht einen Bereich des Gebers, sondern quasi einen Bereich um den Neutralpunkt des Servos. Der hier eingestellte Wert wird dabei auf beide Seiten der Neutrallage angewandt!
Mit einem Ausgang im Modus Ventilservo lassen sich im Modell Servos, Fahrtregler und alle Bausteine die Servoimpulse verstehen, steuern, also auch Sounds, Mehrkanalschalter und Multiswitch Empfängerbausteine.
Diesen Modus gibt es auch auf allen rechten Seiten von Funktionsbausteinen!
Die Anleitung selbst endet hier. Ab hier kommen allgemeine Hinweise und die grundsätzlichen Informationen zu den Einstellungen in diesem Modus.
Die Einstellungen im Einzelnen
Hier sind die allgemeinen Hinweise zu den einzelnen Menüpunkten in diesem Modus aufgelistet.
Die speziellen Informationen zu den Eigenheiten der Einstellungen dieses Modus sind weiter oben unter Hinweise: zu finden.
Hier also bitte nur weiterlesen, wenn man Informationen zu den einzelnen Einstellungen braucht.
Name
Hier kannst du einen der vergebenen Namen im System auswählen oder einen der beiden benutzerdefinierten Namen (diese kannst du in /Modellmenü/Freier Text 1 und /Modellmenü/Freier Text 2 festlegen). In der derzeitigen Version haben die Namen im Modus Proportional keine weitergehende Bedeutung, können also nichts direkt beeinflussen. Sie dienen jedoch in bedeutendem Maße der Übersicht und Ordnung.
Tipp: Gewöhne dir an, von Anfang an verständliche Namen festzulegen, dies kann einiges an Kopfschmerzen ersparen.
Text
Hier kannst du einen freien Text eingeben. Maximal 6 Zeichen sind hier möglich, ebenso Sonderzeichen. Dieser Text ist als Erweiterung des Namens zu sehen. Dies ist vor allem praktisch, wenn der Text in Name als Information nicht ausreicht, bzw. nicht eindeutig ist.
Modus
Hier wählst Ventilservo aus – einfach und ziemlich logisch, oder?
Kanal / Geber
Hier wird der Geber im Sender, der diesen Ausgang steuern soll, ausgewählt.
Tipp: In der Auswahl gibt drei Bildschirme mit dem Titel „Kanal:/Geber“ Darunter steht der aktuell sichtbare Bildschirm.
– Steuerelemente
Hier sind alle Geber deines Senders aufgeführt, die nicht vorhandenen, sind dabei ausgegraut. Man bewegt den Geber, der benutzt werden soll, die Blauzahn merkt das und wählt den passenden Namen für den Geber. (Die beiden Pfeile rechts, zeigen an, dass man mit den Tasten rauf und runter zu weiteren Bildschirmen gelangt.
– Anschlussdaten
Hier kann man den Zustand von Ausgängen des Auswerters und von den Eingängen der Funktionsbausteine abgreifen.
– Funktionsbausteine
Hier kann man die Ausgänge von Funktionsbausteinen abgreifen. Hier findet man auch die Sonderfälle: _ und 0 ergeben beide 0% also Servomitte, Pfeil rauf ergibt +100% und Pfeil runter ergibt -100%. Das Antennensymbol gibt 100% aus bei einer bestehenden Verbindung. Das Antennensymbol kann genutzt werden, um zum Beispiel eine optische Signalisierung bei verbundenem Modell anzuzeigen.
Die Buchstaben J und K haben heute keine Bedeutung mehr und sind nur noch aus Kompatibilitätsgründen vorhanden! Du findest sie auch unter Anschlussdaten J und K.
Ebenen
Hier sieht man etwas, was an den Gartenzaun vom Nachbarn erinnert. Hier legt man fest, in welchen der 8 Ebenen dieser Ausgang gesteuert werden soll. Geht man in die Einstellung rein, sieht man eine Liste von 1 bis 8 und unter jeder Zahl entweder einen Strich – (Ebene ist aus) oder einen Stern * (Ebene ist an) .
Achtung: Die Ebenen haben nur Einfluss auf den Modus in diesem Ausgang. Der Ausgang kann weiterhin über seinen Namen gesteuert werden, wenn dieser in einem anderen Ausgang oder Funktionsbaustein aktiviert wird.
Beispiel: Wenn dieser Ausgang den Namen Blink links trägt und die Ebene nicht aktiv ist, würde er dennoch ein und ausgeschaltet!
Tipp: Mit dem gleichzeitigen Drücken der Rauf- und Runtertaste können insgesamt 4 Vorgaben durchgeschaltet werden: alle Ebenen auf ein, jede zweite Ebene an, genau umgekehrt und alle Ebenen auf aus. Mit den Einstellungen für jede zweite Ebene kann man erreichen, dass jeder Druck auf den Ebenentaster bzw. das Steuerkreuz rechts/links zwischen zwei Ebenen hin und her geschaltet wird.
Profi-Tipp: Diese Funktion ist mittlerweile nicht mehr so wichtig, schließlich kann man in /Modellmenü/Ebenentexte auch Ebenen ein- und ausschalten und damit erreichen, dass nur noch benutzte Ebenen beim „Durchschalten“ Verwendung finden. Ok, dann sollte ich auch erwähnen wie das geht: Im /Modellmenü/Ebenentexte sieht man die Liste der Namen und unten in der Statusleiste die aktuelle Ebene. Nun kann man mit dem Steuerkreuz folgende Einstellungen vornehmen:
- Steuerkreuz links / rechts -> Wechsel der zu bearbeitenden Ebene
- Steuerkreuz oben / unten -> Änderung des Ebenennamens
- Steuerkreuz oben UND unten -> Aktivierung oder Deaktivierung der aktuellen Ebene. Eine deaktivierte Ebene wird durch ein kleines Dreieck vor dem Ebenennamen angezeigt.
Ich empfehle, hier immer alle Ebenen die nicht benötigt werden auszuschalten – dieses Vorgehen hält das Modell übersichtlich und Ebenen ohne Änderung der Funktionsweise werden gar nicht angesprungen!
Auch sollte man hier beachten, dass die Ebene, die beim verlassen dieses Menüs aktiv ist, diejenige ist, mit der sich das Modell beim Einschalten meldet. Dies gilt auch für deaktivierte Ebenen! Man kann so erreichen, dass ein Modell beim einschalten in einer Ebene ist, die nur für das Einschalten gebraucht wird, also quasi eine Intitialisierung vornimmt. Vor dem Betrieb des Modells muss dann die Ebene gewechselt werden. Sehr spannend!
Servoreverse
Möglich sind hier die Einstellungen NORM und REV, hier wird die Steuerrichtung des Gebers eingestellt.
Interessanterweise wird in der Übersicht die Einstellung NORM mit zwei Strichen — angezeigt, die Einstellung REV mit ein. Dieses Verhalten findet man in vielen Einstellungen! Ab der Version 4.71 wird „kein Servoreverse“ mit aus angezeigt!
Betragsfunktion
Wird hier BETRAG gewählt (angezeigt durch ein in der Übersicht) wird ein Servo bei beiden Betätigungsrichtungen des Gebers in die gleiche Richtung ausgelenkt. Eine Lenkung würde immer in EINE Richtung ausgelenkt, die Richtung lässt sich mit Servoreverse umkehren.
Neutral
Hier wird die Lage des Servos bei Knüppelmittelstellung eingestellt, also die Neutrallage. Die Neutrallage hat Einfluss auf die Servowege, dies bedeutet, dass man immer zuerst die Neutralstellung des Servos einstellen sollte und dann erst die Servowege. Stellt man erst die Servowege ein, und dann Neutral muss man den Vorgang ein zweites Mal wiederholen.
Servowege
Hier werden die Endstellungen eingestellt. Jeweils für jede Servorichtung getrennt im Bereich von 0% – 198%. Die obere Einstellung ist für die positive Richtung 1,5ms – 2,5ms und die untere Einstellung für die negative Richtung von 1,5ms – 0,5ms.
Bitte aufpassen: die Einstellungen über +/- 100% können schnell zu Schäden führen, viele Servos können die Wege nicht erreichen und dabei beschädigt werden! Dies gilt insbesonders dann, wenn Neutral nicht in Nähe der Mitte ist! Um es zu verdeutlichen: die Auslenkung eines Servos bei 200% ist doppelt so weit, wie bei einer analogen Fernsteuerung! Viele, sehr viele Servos können das nicht gut ertragen und drohen heftigen Schaden zu nehmen! Also: Aufpassen!
Expo #
Hier kann man eine in Stufen einstellbare Exponential-Einstellung vornehmen. Diese Einstellung geht von 0% (Linear) in beide Richtungen von -175% bis +175%. Die Einstellung wird grafisch angezeigt.
Nach meinem Gefühl ist die Wirkung aber deutlicher, als die Einstellung es glauben lässt.
Tipp: Während 0%, die Standardeinstellung, zu einem Servoverhalten führt, das genau der Knüppelauslenkung folgt, führt ein positiver Wert zu einem weicheren Ansprechen, das Servo wird erst weniger ausgelenkt, mit zunehmendem Knüppelweg immer stärker. Ein negativer Wert führt zu einem härten Ansprechen, das Servo wird ruppiger und wirkt aggressiver, insbesondere bei schnellen Servos und kurzer Stellzeit.
Stellzeit #
Hier wird die Geschwindigkeit der Servobewegung eingestellt, oder besser gesagt, die Ausgabe einer Änderung wird verzögert. Die einstellbaren Werte gehen dabei von 0,33s bis 20s
Für Sonderfunktionen wie zum Beispiel das Betätigen von Türen, aber auch für Lenkungen kann diese Funktion wahre Wunder bewirken und das Modell viel originaler wirken lassen.
Die Stellzeit wirkt im Gegensatz zu Speed immer auf beide Richtungen gleichermaßen!
Abschaltzeit
Schluss mit knuspern – hier kann man die Servoimpulse abschalten, automatisch nach einer einstellbaren Zeit, auf Dauerbetrieb schalten und abhängig von der gewählten Ebene. Die Zeiten mit einem * daneben bewirken, dass der Ausgang beim Einschalten des Modells kurz Servoimpulse ausgibt. Die Zeiten ohne den Stern werden erst mit der ersten Betätigung des Gebers zum Leben erweckt und angesteuert.
Mögliche Werte sind hier:
Dauerbetrieb
Verbindung/aus
Ebene+Init/aus
Ebene/aus
Ebene/Neutral
5.00 Sec. *
4.98 Sec.
4,96 Sec. *
4,94 Sec.
:
:
0,20 Sec. *
0,18 Sec.
Betätigt +8 Impulse *
Betätigt +7 Impulse
Betätigt +6 Impulse *
:
:
Betätigt +2 Impulse *
Betätigt +1 Impulse
Totbereich
Hier kann man den Bereich des Gebers einstellen, in dem der Anschluss gar nicht reagiert. Befindet sich der Geber in diesem Bereich, wird der Anschluss auch nicht aus der Abschaltzeit geholt, auch die Funktion Änderung Anzeigen reagiert erst nach Verlassen dieses hier festgelegten Bereiches.
Bei Gebern mit ungenauer Nullstellung kann zudem vermieden werden, dass eine Funktion nach dem Loslassen des Gebers “weiterläuft“.
Ein Totbereich von 2 bis 3% ist eigentlich immer anzuraten, durch die hohe Empfindlichkeit der Blauzahn kann es sonst sein, dass Servos sonst immer vor sich hinknuspern, weil die Abschaltzeit nicht funktioniert! Der Totbereich geht von 0% bis 99%, der Wert ist also immer positiv, die Wirkung dabei immer beidseitig!
Spiel/Totweg #
Hier kommt die besondere Funktion des Modus Ventilservo, das „Überspringen“ eines Bereiches der im Modell keine Funktion hat.
Der Ursprung liegt in dem Wunsch, den je nach Hersteller und Serie unterschiedlich breiten Bereich um die Mittelstellung eines Hydraulikventils, in der kein Öl fließt, aus der Steuerung herauszunehmen und so zu erreichen, dass ein Modell mit Hydraulik sofort und präzise reagiert.
Die Option in dieser Funktion wirkt dabei immer mittig und zu beiden Seiten gleichermaßen. Dies bedeutet, dass ein Spiel/Totweg von 20% genau 20% überspringt, aber dabei 10% in beide Richtungen.
Also würde das Servo mit diesem Spiel/Totweg von 0% aus direkt auf 10% und dann proportional zum Geber bis 100% laufen, das natürlich in beide Richtungen also auch von 0% aus auf -10% und dann proportional bis -100%.
Zu Veranschaulichung: Ein Fahrtregler mit einem Spiel/Totweg von 99% würde zu einem Modell führen, welches nur Vollgas vorwärts/rückwärts fahren könnte!
Änderung zeigen
Diese Funktion ist noch relativ neu. Wird sie von NORM (aus) auf EIN (ein) geschaltet, wird jede Änderung an dem Anschluss als Prozentwert zusammen mit dem Namen dieser Funktion für 2 Sekunden eingeblendet.
Tipp: Diese Funktion ist besonders nützlich für digitale Potis und Hydraulikfunktionen, kann aber auch Spaß machen bei Funktionen, die mit einem Taster angesteuert werden und man nicht sofort erkennen kann, ob die Funktion etwas bewirkt.
Achtung: Wenn diese Funktion aktiv ist, sollte insbesondere bei der Verwendung von proportionalen Gebern ein Totbereich von 2 bis 3% eingerichtet werden, sonst „flattert“ die Anzeige.
Achtung: Diese Funktion arbeitet nur, wenn ein Name ausgewählt ist!
Kopiere Anschluss
Hier kann man einen kompletten Anschluss mit ALLEN Einstellungen auf einen anderen kopieren.
Die Vorgehensweise ist dabei folgende: Enter drücken (im Display steht in der oberen Zeile Anschluss X ablegen), dann mit den Rechts/Links-Tasten den Ausgang wählen auf den man kopieren will und mit langem Druck auf Enter (ca. 1 Sekunde) bestätigen, damit die Werte übernommen werden. Danach kann man den gleichen Anschluss auf weitere kopieren.
Achtung: Will man den Anschluss NICHT auf weitere Anschlüsse kopieren, unbedingt den Kopiervorgang mit der Zurück-Taste beenden!
Anschluss Reset
Diese Funktion ist die erste Wahl, wenn ein Ausgang nicht tut, was er soll. Hierbei werden alle Einstellungen dieses einen Ausgangs auf die Standardwerte des aktuellen Modus gesetzt.